Orientierungsversammlung(Foto/Text G. Epp)
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  Am Infoabend des Urner Jägervereins stand das Referat von Wildhüter Gianni Largiadèr über das Thema Nachjagd auf Hirschwild im Zentrum. Jagdverwalter Josef Walker präsentierte die Jagdstatistik 2010 und Bruno Planzer die Details über die Einführung der Schiessplicht.
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Hirschnachjagd nötig, um den Bestand zu regulieren

Im prallgefüllten Hotel Goldener Schlüssel begrüsste Walter Baumann, der Präsident des Urner Jägervereins ca. 170 Jäger zum Infoabend. Der letztjährige Informationsabend war ein voller Erfolg, sodass sich der Vorstand entschloss, auch dieses Jahr einen interessanten Orientierungsabend anzubieten. Im Mittelpunkt stand das Referat von von Wildhüter Gianni Largiadèr über das Thema Nachjagd auf Hirschwild. Mit viel Fachwissen überzeugte der Oberengadiner Wildhüter und Präsident des Schweizer- und gleichzeitig auch Graubündner Wildhüterverbandes über das heikle Thema.  Gianni Largiadèr referierte über die seit vier Jahren erfolgreich praktizierte  Regulation der Rothirschbestände im Oberengadin. Detailliert informierte er über sein Aufsichtsgebiet, die Biologie des Rothirsches, die Regulation von Wildbeständen, Lebensraum und Wanderungen, (Hoch-/Sonderjagd) und schliesslich über Abschusszahlen aus dem Hirschareal. Interessant ist zu wissen, dass man in der Population beim Rothirsch eine jährliche Zunahme von 32 – 35 % registriert, also wesentlich mehr als beim Gemswild (nur 15 – 20 %). Um den Rothirschbestand erfolgreich zu regulieren, muss also ein Drittel des Bestandes alljährlich eliminiert werden. Auf der Hochwildjagd reagieren die Hirsche sehr schnell. Innerhalb der Mutterfamilien werden Kenntnisse über Lebensraum, Wanderrouten, Sommer- und Wintereinstände, Äsungsgebiete usw., die sogenannten Traditionen vom Alttier auf die Jungtiere übertragen. Im Hirschareal Oberengadin schätzte man einen Frühjahresbestand von 550 Hirschen, der Abschussplan sah vor, 160 Hirsche /80 weibliche Tiere zu eliminieren. Die Hochjagdstrecke brachte in 21 Tagen nur eine Abschusszahl von 59 Tieren (36m/23w), dies ergab einen Abschussplan auf der Sonder- oder Nachjagd von 81 Hirschen. „Eine effiziente aber kontrollierte Nachjagd ist also unbedingt notwendig, um den Bestand richtig zu regulieren“, meinte Gianni Largiadèr. Während der Brunstzeit im Oktober soll aber der Hirsch unbedingt seine Ruhe haben, eine Nachjagd ist erst nachher sinnvoll. Zusammenfassend meinte Gianni Largiadèr: man muss Hirsche kennen und verstehen – ein Hirschmenagement anwenden – Abschussplan an weiblichen Tieren messen – zweiphasige Jagdausübung (Hoch-/Sonderjagd) und effiziente Kahlwildbejagung im Wintereinstand betreiben. Mit der Beantwortung diverser Fragen aus der Runde beendete Gianni Largiadèr sein sehr interessantes Referat.
Mit fundiertem Fachwissen referierte Gianni Largiadèr
über das Thema Hirschnachjagd.

Jagdstatistik 2010

Jagdverwalter Josef Walker erläuterte in kurzen Zügen die Urner Abschussstatistiken des vergangenen Jahres. Die Hirschstrecke betrug 184 Tiere (-9), die Gämsstrecke 609 (-2), Rehstrecke 281 (+ 74), Murmeltierstrecke 287 (-37), Fuchsstrecke 279 (-166), Dachsstrecke 21 (-20), Schneehuhnstrecke 24 (-8) und Schneehasenstrecke 43 (-19). Der massive Rückgang der Fuchsstrecke ist vor allem auf die Viruskrankheit Staupe zurückzuführen. In Sachen sinkender Gämsbestände ist der Kanton Uri nicht allein, Vergleiche mit den Kantonen Glarus, Graubünden oder gesamtschweizerich ergeben ziemlich ähnliche Statistiken. Seit zwei Jahren ist eine Kommission bemüht, Daten zu sammeln und auszuwerten, um ein neues Gämsbejagungskonzept zu realisieren. Oberstes Ziel bleibt nach wie vor „die Bestände wieder heben zu können“. In der Arbeitsgruppe mit Jagdverwaltung, Wildhut, Kreisförster, Förster, 4 Jäger und Pro Natura  werden nach wie vor alle Aspekte wie Markentausch, Vorweisung usw. besprochen. „Noch ist es zu früh, einzelne Elemente wie Abschussvarianten usw. vorzustellen“, meinte Josef Walker. Vorstellen konnte er aber ein neues Schweizerisches Jagdlehrmittel für Jungjäger, das im November 2011 erscheinen soll. Das einheitliche Lehrmittel wird allgemein begrüsst, für die Jagdprüfung bleibt jedoch nach wie vor jeder Kanton autonom. Eine Motion Lockerung Schutzstatus Grossraubtiere, wenn eine angemessene jagdliche Nutzung der Wildbestände verunmöglicht wird, wurde durch National- und Ständerat überwiesen. Ein nächster Schritt wäre die Änderung der Eidg. Jagdverordnung. Hier meinte Josef Walker: „hier ist es schwierig, Termine zu nennen, wann mögliche Lockerungen in Kraft treten“. Durch Fotofallen wurden im Jahre 2009 sechs verschiedene Luchse im Gebiet südwestlich Vierwaldstättersee - Sarnersee und Brünig identifiziert, das Jahr 2011 ist noch ausstehend.
Jagdverwalter Josef Walker präsentierte nicht nur die Jagdstatistik
des vergangenen Jahres, sondern auch das
neue Schweizerische Lehrmittel für Jungjäger.

Schiessnachweis 2012

Vizepräsident Bruno Planzer erläuterte Details über den Schiessnachweis, der ab dem Jahre 2012 erstmals in Kraft tritt. „Jedes Tier mit sauberem Schuss zu erlegen“ ist nach Ansicht von Bruno Planzer oberstes Ziel der Neuregelung. Auf dem Schiessnachweis müssen Persönliche Daten, alle Waffenarten, Waffennummer, die besuchte Schiessanlage, mit Unterschrift vom Schützen und Schiessaufsicht ausgefüllt sein. Das amtliche Dokument gilt für die Hoch- und Niederwildjagd, Steinwildreduktionsjagd, Wasserwildjagd und Passjagd. Der Nachweis muss auf der Jagd mitgeführt werden und darf von der Jagdaufsicht auf Verlangen eingesehen werden. Beim Einschiessen wird keine Schuss- und Trefferzahl vorgeschrieben. Ab 1. August 2011 bis 31. Juli 2012 können die Waffen für die Jagd 2012 eingeschossen werden. Ab 2012 gilt: ohne Schiessnachweis keine Jagd. Über Details der Schiessplicht wurde noch heftig diskutiert, es wurde eine Neuregelung für eine kleine Minderheit geschaffen, denn die grosse Mehrheit der Jäger praktiziere das Einschiessen der Waffen schon längst im Eigeninteresse.
Mit einem Rückblick auf die gelungene Trophäenschau, diversen Orientierungen und einem Dank an alle, die das erfreuliche Ergebnis in der Waffeninitiative ermöglichten, beendete Walter Baumann die angeregten Diskussionen.
 
 
Walter Baumann, (links) Präsident des Urner Jägervereins bedankt sich bei Gianni Largiadèr für das ausgezeichnete Referat.
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