162 Jagdpatente... (Text und Foto G. Epp)
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162 Jagdpatente für die Gebrüder Mattli aus der Göscheneralp 

 

Am Montag, 6. September 2010 beginnt für die Urner Jäger die ersehnte Hochwildjagd, total 633 Jäger haben dieses Jahr Jagdpatente gelöst. Für die Gebrüder Konrad, Paul und Waldemar Mattli sind es die Hochwildpatente Nummer 60, 52 und 50.

Mit dem Beginn der Hochwildjagd (6.-18. September) beginnen für viele Jäger die wichtigsten Wochen oder Tage des Jahres, für sie ist ein Leben ohne Jagd unvorstellbar.  In diesem Jahr haben 471 die allgemeine Jagd,  (Hoch- und Niederwild), 112 separat die Hochwildjagd, 34 die Niederwildjagd (11.10.- 30.11.), 269 die Passjagd (21.10.-31.12.) und 13 Jäger die Wasserwildjagd (2.11.-22.12) gelöst. 33 Jäger freuen sich zudem über ein Steinwildpatent. Über das 50. Jagdpatent, das vom Kanton als Jubiläumsgeschenk jeweils gratis abgegeben wird, freuen sich dieses Jahr Karl Arnold, Silenen, Paul Bissig, Bauen, Martin Epp, Intschi, Martin Indergand, Erstfeld und Waldemar Mattli, Göscheneralp. Der pensionierte Dammwärter ist mit 71 Jahren der jüngste der Mattlibrüder. Obwohl es vor rund 60 Jahren wenig einheimische Jäger im Göscheneralptal gab, war für die Gebrüder Mattli klar, sobald als möglich das Jagdpatent anzustreben, um Vater Julius nachzueifern. Dass es zusammen nun 162 Patente sind, glauben die drei Brüder selber kaum. Konrad meint: „60 Jagdpatente in ununterbrochener Reihenfolge lösen zu können brauch sehr viel Glück und Gesundheit, dass aber gleich drei Brüder mindestens 50 Patente lösen können ist schon aussergewöhnlich. Für Paul, der während der Bauzeit des Staudammes (1958 – 1961) die Wildaufsicht betreute und damit kein Patent lösen konnte, wären es noch einige Patente mehr. Paul war Bergführer und als Nachfolger von Vater Julius 32 Jahre Hüttenwart auf der Chelenalphütte. Sein Stolz ist es, im Jahre 1970 bei den „Arvlänä“ den ersten Hirsch im Göscheneralptal, einen ca. 100 kg schweren Achtender erlegt zu haben. Die Gebrüder Mattli erlebten die Gesetzesanpassungen in den letzten 60 Jahren hautnah. So durfte zum Beispiel Konrad noch 3 Gämsen ohne Geschlechtsvorgabe mit einem Krickelmass ab 16 cm erlegen, Murmeltiere waren damals auf 5 Stücke beschränkt. Nicht alle, aber doch viele Anpassungen und Beschränkungen hat man in dieser langen Zeit akzeptiert. Einstimmig begrüsst hat man die Pflicht, Jagwaffen vorführen zu müssen, „denn vor 50 Jahren waren viele ungeeignete, ja fast kriminelle Jagdwaffen im Umlauf“, meinte Paul Mattli. Die Vorschrift, dass in absehbarer Zeit eine einfache Einschiesspflicht  für Jagdwaffen auch im Kanton Uri eingeführt wird, finden sie ebenfalls in Ordnung, obwohl nur sehr wenige Jäger dies nicht schon praktizierten. Einig sind sich die Mattlibrüder und wohl alle Jäger, dass die Initiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“ untauglich und unverhältnismässig ist. Die Initiative strebe nicht den Schutz vor Waffenmissbrauch an, sie will den privaten Waffenbesitz und die Heimabgabe der Ordonanzwaffe an die Angehörigen der Armee abschaffen. Mit der Annahme würde die die Jagd und der Schiesssport unverhältmässig eingeschränkt, meinen sie.

Mit auswärtigen Jägern hatten wir immer ein sehr gutes Verhältnis …
Die Jagdgruppe, in der die Gebrüder Mattli integriert sind, ist vorwiegend im Chelenalptal auf der Pirsch. Konrad betont: „mit auswärtigen Jägern haben wir seit jeher ein ausgezeichnetes Verhältnis, in unserer Gruppe ist seit vielen Jahren sogar ein Basler Jäger integriert.“ Gegenüber anderen Orten, sind die Gebrüder Mattli mit dem Wildbestand noch einigermassen zufrieden, obwohl es auch schon besser war. Der Rehbestand ist allerdings klein, die Anzahl Fallwild auf Strasse und Schiene rund um Göschenen ist oft grösser als die Jagdstrecke. Nach sovielen Jagdjahren hält sich das Jagdfieber in Grenzen und doch ist eine gewisse Anspannung vorhanden, was der erste Jagdtag bringen wird. Den Jagdgegner, denen auch sie dann und wann begegnen, reagieren sie ruhig und gelassen. Paul meint.  „hier gibt es zwei Gruppen von Jagdgegnern. Die eine Gruppe zeigt sich plötzlich begeistert, wenn man ihnen die Zusammenhänge erklärt und die andere Gruppe bleibt bei ihrer festgefahrenen Meinung.“ Auf die Frage nach speziellen Erlebnissen zögerten alle drei etwas, doch dann kam lachend die eine oder andere Episode ans Tageslicht. Konrad erzählte: „Einmal wollte ein Fotograf mit auf die Pirsch, aus verschiedenen Umständen konnte der Mann, der absolut nicht zu uns passte nicht abgewiesen werden. Obwohl eine schöne, schiessbare Gämsgeiss auf Steinen auftauchte, beschlossen wir augenzwinkernd, die Jagd abzubrechen. Wir meldeten unisono dem Fotograf, „das Tier ist nicht schiessbar und kehrten ins Tal zurück“. Brigitte Mattli, die Tochter von Konrad Mattli geht oft mit auf die Pirsch und macht dabei herrliche Tierfotos. Das erste Mal, als sie mitkam hatte sie Mitleid mit einem Murmeltier, als Konrad zum Schuss ansetzte vertrieb sie den „Mungg“ mit Zurufen. Im Göscheneralptal sind die Mattlis nie ohne «Spiegelrohr» unterwegs. Schon Monate vor der Jagd werden Beobachtun­gen ausgetauscht. Man freut sich, kerngesunde Tiere zu beobachten und leidet mit, wenn Krankheiten wie die Gemsblindheit die Tiere bedrohen. Die Vorfreude vor dem ersten Jagdtag ist auch nach 162 Jagdpatenten ungebrochen gross. Jahr für Jahr ist man dankbar, wenn das Jagdglück mitspielt. Wenn es einmal nicht optimal verläuft, dann bleibt ihnen noch immer das Gemeinschaftserlebnis und die Kameradschaft  in der Jagdgruppe. Auch die Freude an der herrlichen Bergwelt mit schönster Fauna und Flora erneuert sich bei der Jägerschaft von Jahr zu Jahr. So oder so, Konrad, der 79-jährige ehemalige Landwirt und Gastwirt im Gasthaus Göscheneralp hofft, gesund zu bleiben und mit seinen Brüdern noch einige Patente mehr lösen zu können. Die Einschränkungen für die diesjährige Hochwildjagd lauten: Gämsgeiss, trocken; jagdbar (wie letztes Jahr) mit 18 cm Krickelmass und mehr vom 06. bis und mit 11.September; Hirschspiesser Jagdbar 06. bis und mit 11. September. Neu: Hirschspiesser, deren Stangen die Lauscher nicht überragen, sind während der gesamten Hochwildjagd jagdbar und der Hirschabschuss ist am Abend bis 20.30 Uhr erlaubt.

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